Samstag, 2. April 2011

The New South Africa

Wir fahren durch ein wunderbares Land – wunderschön, fruchtbar und hoch entwickelt – eigentlich ideale Voraussetzungen für eine blendende Zukunft.

Dennoch wirkt das Land zerrissen: auf der einen Seite steht die weiße Minderheit, die mit einem gewissen Bedauern die Entwicklung der letzten 20 Jahre beobachtet. Auf der anderen Seite steht die Mehrheit der Bevölkerung – die lange Jahre im eigenen Land nach Kräften unterdrückt wurde.

Die aktuelle Regierungspartei ANC, Mandelas Erbe, hat der Bevölkerungsmehrheit umfangreiche Rechte und Wohlstand für alle versprochen – Zusagen die bisher nicht im versprochenen Maß erfüllt wurden, obwohl die zeitgleich angekündigten Einschnitte für die weiße Minderheit zügig umgesetzt wurden.

Während die Mehrheit der Bevölkerung mehr Wohlstand vom Staat fordert, fühlt sich eine Minderheit bereits über Maßen zur Ader gelassen – ein Ungleichgewicht das zu kontroversen Reaktionen führt… ein erheblicher Teil der weißen Minderheit hat das Land bereits verlassen oder bereitet einen Umzug vor, ein anderer Teil tendiert zur Radikalisierung:

Der folgende Teil ist eine Zusammenfassung von Eindrücken aus vielen Gesprächen mit Menschen unterschiedlicher Hintergründe, die wir unterwegs getroffen haben. Es ist ein fiktives Transkript, zusammengesetzt aus mehreren Gesprächen…überwiegend weißer Abstammung.

„Es muss der Brain-Drain gestoppt werden! Die Intelligenz verlässt das Land. Unsere Wissenschaftler sind bereits weg. Das Militär hat keine Kraft mehr. Unser stolzes Erbe wird von der aktuellen Regierung zugrunde gewirtschaftet. Als Minderheit können wir unserem Standpunkt bei demokratischen Wahlen nicht genügend Gewicht verteilen. Das muss sich ändern!“

Etwas in dieser Art hören wir immer wieder, manchmal unter vorgehaltener Hand, häufig jedoch auch erstaunlich offen. Und auf die Frage wie die Alternative denn aussehen könnte, gibt es sehr konkrete Antworten:

„Die, die den Wohlstand erschaffen haben, müssen auch die Entscheidungen für den Erhalt fällen. Das hat sich bewährt. Die aktuelle Regierung kann es nicht, wie man sieht.“

„Aber warum ist das so?“

„Weil es so viel Korruption gibt! Ein Beispiel: wenn ich heute von der Polizei kontrolliert werde, kostet das in der Regel 100 Rand, unabhängig davon was das Vergehen war oder gewesen sein soll. Quittung gibt es natürlich keine, die kostet sehr viel mehr. Vor 20 Jahren wäre das sicher nicht passiert. Ein anderes Beispiel: früher wurden Aufträge für den Straßenerhalt durch Ausschreibung an Fachbetriebe vergeben. Heute probiert es zunächst der Bruder, dann der Sohn und zum Schluss der Schwager des ANC-Bürgermeisters. Leider hat keiner der Auftragnehmer irgendwelche Kenntnisse über Straßenbau, die Beziehungen genügen um den Auftrag zu ergattern. Deshalb ist die Straße nach zwei Jahren in schlechterem Zustand als zuvor während in der gleichen Zeit das Budget für die Straßenpflege um ein Mehrfaches überschritten wurde.“

„Und warum war das früher nicht so?“

„Weil es damals Regeln und Rechte gab, auf die man sich verlassen konnte!“

„Aber nicht für alle, oder?“

„Doch, jeder hatte SEINE Rechte und Pflichten…doch Mandela hat dieses System zu Fall gebracht…“

„Mandela wollte Gleichberechtigung?“

„Ja, er war und ist Idealist, ein Held der Rhetorik, ein Rebell, ein Widerstandskämpfer der das Märtyrium für seine Popularität aufbereitet hat. Er war die Opposition, die Stimme der Unterdrückten. Er warb mit hohen Zielen. Er war für Gleichberechtigung, gegen Unterdrückung und Korruption. In der Regierungsverantwortung ist er allerdings gescheitert. Er hat nur eine Amtszeit als Präsident regiert. Er scheint gemerkt zu haben, dass die Umsetzung seiner idealistischen Ziele in die Realität einfach zu groß ist – zu viel als dass er es hätte meistern können. Es war sehr weise, das Alter als Grund für seinen Rückzug vorzugeben. Wenig weise war allerdings, die ANC ab da sich selbst zu überlassen. Er wurde somit zu einer Staatsperson wie die Queen in England – nett aber ohne wirklichen Belang. Nicht nur deshalb entwickelt sich die ANC wie jede andere afrikanische Partei: selbstherrlich, gierig, rücksichtslos – und unfähig…und das auf Kosten des südafrikanisches Wohlstands, auf unsere Kosten! Sie dir Simbabwe an – einst ein Land von Wohlstand und Nahrungsexporteur, überwiegend erwirtschaftet von weißen Farmern. Dort ist der Transfer gescheitert. Die Regierung hat die Weißen zunächst Entmachtet, dann enteignet. Die Flucht der weißen Minderheit und der damit einhergehende Brain Drain war die Folge. Heute ist das Land bankrott und auf Hilfslieferungen angewiesen. Hoffentlich geht es Südafrika nicht ebenso…“

Ich bin nachdenklich und neugierig...wie werden sich diese Fronten weiter Entwickeln? Ist Mandela wirklich belanglos geworden? Was passiert nach seinem Leben? 

Es fällt mir schwer, von schwarzen Einwohnern ebenso greifbare und/oder ausformulierte Ansichten aufzunehmen...aber ich will versuchen, das Bild mehr von beiden Seiten zu beleuchten...

Keine Kommentare: