Dienstag, 22. März 2011

Johannesburg und Soweto

Die Einheimischen nennen die Stadt kurz Joburg - in einer einmaligen Mischung aus Hochachtung und Verachtung. Es muss eine sehr ruhige Gegend gewesen sein bevor hier in den 1880er Jahren Gold entdeckt wurde. Danach wurde sehr schnell alles anders - es entstand eine westliche Industrieregion mit allen Vor- und Nachteilen. Unter schwierigen Bedingungen holten unzählige Arbeiter enormen Reichtum aus dem Boden - und lockten so neue Investoren an um noch mehr Reichtum zu konzentrieren. So entstand eine Metropolregion mit enormen Ausmaßen, mit glitzernden Skylines aber auch riesigen Arbeiter- und Armenvierteln.

Es waren genau diese Viertel, die die jüngere Geschichte von Südafrika mitbestimmt haben - und es sind diese Viertel, die heute (noch?) von vielen Weißen als Unruheherd und Ursprung erheblicher Kriminalität betrachtet werden.

Das größte dieser Viertel - heute als sehr gemäßigt beschrieben - ist das South-West-Township, kurz: Soweto. Das wollen wir natürlich sehen. Wir finden geführte Touren für ca. 50 Euro pro Person, das scheint uns einfach zuviel. Deshalb fahren wir direkt zu einem Hotel in Soweto und organisieren die Tour von dort.


Nach wenigen Minuten finden wir einen vertauenswürdigen Guide, der uns für insgesamt 25 Euro in unserem Wagen durch Soweto führt. Das klingt fair, los gehts.


Die Tour hat es in sich...wir fahren direkt in eines der Elendsviertel: Wellblechhütten, kaum grün in der Gegend. Abwasser auf der Straße, Frischwasser nur vom Gemeindebrunnen.


Wir sollen den Wagen abstellen um die Gegend zu Fuß zu erkunden - der Guide garantiert für die Sicherheit...und wir werden nicht enttäuscht. Die Menschen sind gastfreundlich, die Atmosphäre ist absolut friedlich.

- "Sie laden gerne Touristen ein um der Welt einen Einblick in die Lebensbedingungen zu geben".


Auf die Frage nach der Kriminalität im Viertel antwortet der Guide:

- "Die Gemeinschaft hat selbst Verantwortung übernommen. Darunter fällt auch die Pflege eines würdigen Außenbildes. Touristen sind das Tor zur Außenwelt. Zudem bringen Sie Geld und Arbeitsplätze nach Soweto. Sollte Euch jemand hier die Kamera stehlen, werdet ihr sie bald zurück bekommen, und der Dieb muss vor den Seinigen rechtfertigen."

Hoffentlich kennt auch jeder hier diese Regeln, denke ich mir - aber die Atmosphäre stimmt mich zuversichtlich.

Ob ich hier nachts alleine herkommen könnte? "Yes, you could, but..." der Guide vollendet den Satz nicht sondern wechselt das Thema...vermutlich braucht die Entwicklung im Viertel noch etwas, bis die Antwort für meine Frage fertig ist...wenn die Richtung der letzten Jahre beibehalten wird, scheint es gut auszusehen...wenn nicht neue Spannungen die Entwicklung in eine andere Richtung beeinflussen. In der Gegend um "Mandelas House" sehen wir üppigen Reichtum, in direkter Greifnähe zu den Armenvierteln. Noch hoffen die Leute, dass die Regierung im Viertel Wohlstand verteilt. "Wohlstand erarbeiten? Wie denn, das hat uns keiner gezeigt..."

Ich bin sehr gespannt, wie sich die Lage in dem Viertel mit wunderbarem Blick auf die Joburg weiter entwickelt.

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